Fanfiction-Autoren – Interview mit Dandelo

by Magic Twilight

Hallo!

Seit mehr als 5 Jahren gibt es Bronies.de, und seitdem hat man viele schöne Geschichten rund um die Serie „My Little Pony : Friendship is Magic“ im Forum veröffentlicht.
In Zukunft folgen noch mehr Interviews. Anfangen möchte ich mit dem Autor, der mit seiner Fanfiction in den letzten fünf Jahren mit mehr als 119.000 Ansichten am erfolgreichsten war:

 

Dandelo

 

Seit wann schreibst du generell?

Seit der dritten Klasse. Damals hatten wir im Deutschunterricht die Aufgabe, uns eine witzige Kurzgeschichte auszudenken. Ich fand daran so viel Freude, dass ich danach zusammen mit meinem Bruder und einer Cousine mir weitere Geschichten ausdachte. Als ich ins Gymnasium kam, erlahmte das alles wieder ein wenig.
Weiter ging es erst Ende der Siebten/Anfang der Achten. Damals hatte ich einen guten Freund in meiner Klasse, der ein riesiger Fan von Stephen King und seinen Horrorgeschichten war. Er führte mich gewissermaßen in das Dark Genre ein, in welchem ich mich seitdem mit Vorliebe aufhalte. Für ihn schrieb ich in der Folge zum ersten Mal seit langen Jahren wieder Kurzgeschichten, die einen zunehmend düsteren Tenor besaßen. Als er dann in eine andere Stadt zog, wandte ich mich mit meinen Geschichten ans Internet, was mich zur nächsten Frage bringt:

 

Wie bist du dazu gekommen, dass du ausgerechnet hier deine Fanfictions veröffentlichen wolltest bzw. hier richtig aktiv wurdest?

Zu Fandom und Forum gekommen bin ich im Herbst 2011. Ein damaliger aktiver User hier, LimitBreaker13, den ich noch aus einem anderen Forum kannte und mit welchem ich via ICQ (wie die Welt sich doch weiterbewegt hat) regelmäßigen Austausch pflegte, hat mich ins Bronytum begleitet, nachdem ich die Serie zufällig im TV entdeckt hatte und ihn danach befragte. Nach anfänglichem Zögern, da ich noch überhaupt nichts von Serie und Fangemeinde wusste, meldete ich mich schließlich an. Dass ich dann so aktiv wurde, lag vor allem daran, dass ich es schlichtweg genoss, mich online über ein neues Interessensgebiet auszutauschen. Ich war wirklich schnell von MLP begeistert und fühlte mich hier einfach wohl. Damals war das Forum auch noch kleiner, ich gehörte noch zu den ersten 500 Usern. Man war wie eine kleine Familie.

Etwa zur Zeit meiner Anmeldung war es wieder dieser LimitBreaker13, der mich zum Schreiben meiner ersten Fanfiction brachte, „Der Vertilger“. Wir witzelten im Chat einfach darüber, wie cool es wäre, diese Ponys in einem düsteren Setting wiederzufinden.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich damals noch überhaupt nichts von irgendeinem Fanon wusste. Einzig bekannt war mir die Geschichte „Cupcakes“, dieser furchtbar geschriebene Gore-Pony-Mix, der an und für sich ein Klassiker der Brony-Literatur ist. Ich kann nicht mal sagen, welche der heute bekannten Dark Fanfics damals bereits in Arbeit waren.
Nun ja. Jedenfalls malten wir beide uns einen groben Plot aus, und ich setzte mich kurz darauf bereits ans Schreiben. Unser Fanfic-Bereich war damals noch von nahezu bescheidener Größe. Entsprechend nervös war ich, als ich den Thread eröffnete und das erste Kapitel präsentierte. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten wurden mir aber viele positive Kritiken zuteil, also machte ich einfach weiter und stehe heute nun da, wo ich stehe. Ich kann immer noch mit Stolz sagen, dass „Der Vertilger“ die erste Fanfic mit 100.000 Ansichten war und auch eineinhalb Jahre nach Fertigstellung noch die meisten Klicks im FF-Bereich besitzt.

 

Seit wann schreibst du Fanfictions?

„Der Vertilger“ war meine erste Fanfiction. Im Dezember feier ich also fünfjähriges FF-Jubiläum! *hype*

 

Bist du nur als Autor hier aktiv oder gab es schon andere Plattformen?

Das Internet brachte mich in meinem Dasein als Hobbyautor einen riesigen Schritt voran. Im zarten Alter von 15 Jahren stolperte ich in einer Zeitung über einen Artikel zur Seite bookrix.de, eine Plattform von und für Schreiber. Ich fasste meinen Mut zusammen und veröffentlichte meine Geschichten, die ich seinerzeit für meinen Freund geschrieben hatte.
Es war … aufregend und beängstigend zugleich. Erstmals wandte ich mich an ein größeres Publikum. Ich wusste ja gar nichts vom Schreiben, tat es nach Gefühl, reimte mir eigene Welten zusammen. Wie also sollten diese von erfahreneren Schreibern aufgefasst werden?
Wie sich herausstellte: verdammt positiv. In einem Zeitraum von fast einem Jahr erfuhr ich von Dutzenden mir Unbekannten jede Menge Anerkennung, einen so erwachsenen Schreibstil zu besitzen, und ich musste mehr als einmal erklären, wirklich noch in der zehnten Klasse zu sein. Das gab meinem Ich einen ungemeinen Schub an Selbstbewusstsein, wie ich ihn in dieser Form noch nie gekannt habe; folglich war dieses erste Jahr dort meine aktivste Phase. Ich schrieb wöchentlich ein bis zwei Geschichten, veröffentlichte sie und war mir bereits nach wenigen Minuten einer breiten Leserschaft sicher. Für einen wunderbaren Zeitraum war ich sogar einer der meistgefragten Jungautoren. Es schien alles wie im Bilderbuch zu sein und man bescheinigte mir eine großartige Autorenkarriere.

Dann kam der Moment, an dem ich erkennen musste, dass es einen Unterschied zwischen Lob und Kritik gibt. Man muss es so sehen: Ich war ein junger Kerl, der von allen Seiten zu hören bekam, was für ein herausragendes Talent er doch sei – und irgendwann glaubte ich das selbst. Ich wurde selbstgefällig, gar arrogant, und ich wäre es wohl geblieben, hätte ich 2009, mit 16, nicht zufällig den Weg in eine Schreibgruppe gefunden, welche mich für die nächsten vier Jahre prägen sollte. „Mit Feder statt Schwert“ nannten wir uns, im Schreiben vereinte Freunde der Fantasyliteratur. Erstmal erfuhr ich ehrliche, konstruktive Kritik, wurde mit meinen Fehlern konfrontiert und wie ich mich verbessern konnte. Ich wuchs in dieser Zeit menschlich und als Autor. Ich habe dieser Gruppe – der später übrigens noch die Forenuser Corexx und OnkelM0 angehörten, weil ich sie mehr oder minder zum Beitritt gezwungen habe – ungemein viel zu verdanken. Nicht nur konnte ich meinen Stil weiter ausbauen, ich begann außerdem, vermehrt auf Kleinigkeiten zu achten. Sicher wäre ich ohne sie nicht der Schriftsteller von heute. Ich verdanke ihnen viel.

 
Hast du eigentlich Lieblingsautoren?

Jeder Autor, der was von sich hält, sollte eine kleine Auswahl anderer Schriftsteller besitzen, die er gerne durchwälzt. Für mich sind das klar Stephen King, H.P. Lovecraft, Markus Zusak, Edgar Allan Poe, Philip Ardagh, Thomas Wolfe und Douglas Adams – mir fielen bestimmt noch mehr ein.

 

Was ist dein Lieblingsgenre?

Fantasy, Dark Fantasy, GrimDark, Thriller, Krimi und – Comedy.

 

Bei welcher deiner Geschichten hast du am meisten Stress gehabt? Was war das Anstrengendste?

Da muss ich nicht lang nachdenken: bei meiner ersten Fanfic, „Der Vertilger“. Man muss dazu sagen, dass ich mir mit diesem Projekt erstmals das Ziel gesetzt hatte, eine wirklich umfangreiche Story zu verfassen, was mir bei über 500 Seiten dann doch gelungen zu sein scheint. Über vier Jahre saß ich daran, tüftelte, ackerte, zerbrach mir den Kopf und stand mehr als nur einmal kurz davor, einfach alles hinzuschmeißen. Besonders das vorletzte, verruchte Kapitel 14 hat mich verrückt gemacht. Mit 106 Seiten macht es fast ein Fünftel der gesamten Geschichte aus. Entsprechend lang war auch die Arbeitszeit von weit über eineinhalb Jahren.

 

Wieviele Werke hast du schon veröffentlicht im Forum?

Da muss ich tatsächlich zählen. Aus dem Kopf weiß ich das nicht.
*kehrt aus dem Archiv zurück* Es sind stattliche elf Geschichten. Damit hab ich nicht gerechnet. Ist ja doch ganz schön was zustande gekommen. Dabei sind die Themen breitgefächert: Ich habe Horror, Comedy, Adventure, Western, klassisches Drama, Poesie und auch ein Märchen vorzuweisen.
Zu meinem Bedauern haben viele dieser Projekte wenig bis keine Aufmerksamkeit im Forum bekommen. Einige wurden aus diesem Grund auf Eis gelegt.

 

Gibt es schon weitere geplante Projekte oder machst du das eher spontan?

Momentan arbeite ich eher halbherzig an meinem Western-Klamauk, „Schnuty van Duty – Der Sheriff mit der kalten Schnute“. In Sichtweite liegen noch das bereits begonnene Rewrite des Vertilgers sowie ein Buchprojekt, das ich hier im Forum als Kurzgeschichte „Verbrannte Motten“ bereits veröffentlichte. Ich möchte unbedingt einen Roman daraus machen, dann allerdings ohne Ponys, versteht sich. Mich reizt der Gedanke einfach, meinen Namen in einer Buchhandlung wiederzufinden. Einige meiner Gedichte wurden ja bereits in Sammelbänden veröffentlicht. Das ist dann aber noch mal etwas gänzlich anderes, als einen eigenständigen Roman zu fabrizieren.

 

Dann bedanke ich mich für das Interview und wir sind gespannt auf weitere Werke!

Ja, es war mir eine Ehre. Dann bis irgendwann!

 

 


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