Geschrieben von Fabr0ny
Und nun kommt eine weitere Ausgabe unserer Interview-Reihe Nex will’s wissen. Für das dritte Gespräch suchte sich Nex den Bronies.de-User Draven aus. Das Interview wurde bereits im November 2013 geführt.
Nex Displosio
Wie wurdest du zum Brony und warum hast du dich für dieses Forum entschieden?
Draven
Ich glaub, alles hat schon Anfang im Jahr 2012 begonnen. Da kam ich grad auf das Spiel „Team Fortress 2“ und habs für ne Weile hart gezockt. Anschließend fand ich heraus, dass das Spiel auch mit „Garry’s Mod“ kompartibel ist und da dieses „Spiel“ recht komplex ist, brauchte ich natürlich einige Videos aus YT um mich mit den Funktionen, die dort so existieren. Vertraut zu machen.
Anscheinend war ab da schon die Kombination MLP – TF2 recht beliebt und ich fand oft Ponyrelevante Videos, die mir empfohlen wurden. Ich hab sie mir kurz angesehen, aber irgendwie hat es mich kalt gelassen. Keine negative Reaktion, keine Freude. Ich wusste trotzdem iwie sofort, dass es „My little Pony“ war. Aber ich wusste nicht, dass es eine Serie ist.
Draven (by Salenor)
Es hat 6 Monate gebraucht, bis ich auf YT immer mehr Videos zu Spielen fand, die mit „ponyfiziert“ wurden. Später kamen auch einige Szenen von irgendwelchen Folgen, die langsam in meinen empfohlenen Videos standen. Ab und zu schaute ich sie mir an aber dachte mir immer noch nichts dabei. Erst so Mitte Mai platzte mir der Kragen, als ich zu jedem Spiel, was ich kenne, immer was mit Ponys fand. Da hab ich mal angefangen zu suchen, warum so viel von diesem „Kinderzeug“ im Internet rumschwirrt.
Ich kam auf das Stichwort „Bronies“ und fand auf „Know your meme“ meine Antworten. Ich war ein wenig beeindruckt, zu was sich da ein Fandom bilden konnte. Die erste Folge habe ich mir aber erst so Anfang Juni angeschaut, als ich neugierig wurde. Erstaunlicherweise hat mir schon die erste Folge gereicht, um mir erstmal nen Fluttershy-Avatar auf Steam zu verpassen und die 2 Staffeln innerhalb weniger Wochen anzusehen.
Nachdem ich mit allen durch war fragte ich mich langsam: „wo hängt der Rest dieser Community eigentlich rum?“. Auf englische Foren hatte ich kein Bock – ich kann zwar Englisch, bin aber zu faul regelmäßig in der Sprache zu schreiben. Ich brauchte nicht lange, um auf Bronies.de zu stoßen und jetzt bin ich hier. Seit 1 1/2 Jahren im größten deutschen Brony-Forum. Kleinere Foren sind meist nix für mich, weil ich lieber da sein will, wo sich der Großteil finden lässt.
Nex Displosio
Bist du heute noch zufrieden mit dem Forum? Es hat sich ja sicherlich eine Menge geändert mit der Zeit.
Draven
Du meintest, du machst das für den Blog? Dann halte ich mich mit offensiven Begriffen lieber zurück.
Ja, es hat sich eine Menge verändert. Das Forum vielleicht nicht, trotz dieser „Phasen“ mit den FiHaZern oder Dolanern. Ich seh sehr oft immer noch die selben Leute und auch die sind eigentlich so, wie ich sie am Anfang kennengelernt habe. Wohl ein Grund dafür, dass ich hier keine große Lust mehr hab.
Am Anfang war ich (wie eigentlich jeder Brony) stark gehyped und total euphorisch, mit gleichgesinnten zu schreiben, zumal das hier das erste Forum ist, wo ich mich tatsächlich angemeldet habe und auch regelmäßig schreibe. Natürlich klar, dass ich mich erstmal angepasst hab, um nicht gleich auf die Schnauze zu fliegen. Friede, Freude, Eierkuchen, so war Anfangs noch die Stimmung, mein Verhalten und auch mein Eindruck von dem gesamten Forum. Da war ich noch vollends zufrieden.
Irgendwann kam dann eine große Wende. Ich erfuhr von R34 und wie populär so ein Dreck im Fandom ist, von Ponyhusbands, die fernab jeder Realität sich selber eine Liebe einreden und von anderen noch vollkommen unterstützt werden und von Heulbojen, die in ihrem Leben Schwierigkeiten haben und lieber bei anderen Fehler suchen oder nur das lesen wollen, was sie wollen und nicht die Wahrheit oder gute Ratschläge, die auch nur ansatzweise implizieren, dass diese Leute einen Fehler begehen oder begangen haben.
Halber Autismus, Heuchlerei, ein Motto welches eher nervig als durchsetzbar ist (L&T dies, L&T das, Bronies dürfen nicht hassen und jeder der hasst, ist ein Troll und/oder kein Brony) und ein Schuss merkwürdiger Diskussionssucht aka. Toiletten in Cloudsdale runden für mich das Paket ab, mich von den Leuten lieber fernzuhalten.
Nach der Zeit wurde mir das vor meine Augen geführt, weil ich mich zuerst gar nicht mit den Fandom auseinander gesetzt hab.
Ich klinge jetzt vielleicht wie ein Haufen Dolaner aka. Clips, Red, Plex, etc. aber meine Empfindung ist einfach so. Ich kann mich mit solchen Leuten überhaupt nicht identifizieren. Meine Meinung, ich muss damit zurechtkommen. Ich weiß, dass nicht alle so sind, aber ich habe einfach zu viel davon abbekommen, was ich lieber hätte gerne zurückgeben sollen.
Bevor ich entgültig alles nur als schlecht darstehen lasse, komme ich lieber mit etwas gutem:
Für eine Sache bin ich dem Forum tatsächlich zutiefst dankbar: neue Leute, mit denen ich mich super verstehe. Zwischen der Masse an Menschen hier fand ich sehr viele, die ich einfach super finde und mit denen ich auf Skype regelmäßig schreibe. Vor dem Forum war ich nie in irgendwelchen social-networks aktiv – heute habe ich zumindest Skype, ein großer Erfolg :I
Früher hätte ich auch nie gedacht, freiwillig andere sehen zu wollen und mehrmals 180(!) Euro auszugeben, um in 7-8 Stunden nach Freiburg (oder auch Richtung Köln) zu tuckern, um da mal welche in Fleisch und Blut zu sehen, die ich tatsächlich sehen will. Sowas ist der einzige Grund, warum ich nicht vollends provoziert habe, hier gebannt zu werden um meine Ruhe zu haben – noch halte ich Kontakt mit den Leuten und das Forum ist halt ein Teil davon.
Mittlerweile ist es mir relativ wurscht, was hier für Leute rumlaufen. Ich bin hier weniger ernst unterwegs, als vorher und es ist mir mittlerweile auch egal, was der großteil hier über mich denkt, weswegen ich auch punktewürdige Dinge von mir gebe.
Zusammenfassend: das Forum war gut, dann scheiße und jetzt isses mir egal. Ich komme aber trotzdem immer noch gerne online.
Nex Displosio
Da bist du wohl nicht der einzige der diese Meinung hat, gibt ja noch einige andere.
Glaubst du, es wird einen postiven Aufschwung in der Hinsicht mit Season 4 geben?
Draven
Was heißt „positiver Aufschwung“? Die Leute werden sich von ihrem Verhalten (was mir ja gerade missfallen hat) wenig ändern. Sicherlich ist die Community dann ein paar Monate kräftig damit beschäftigt, die Staffel auseinanderzunehmen und ständig neue Themen zu erstellen, die zu Anfang sogar gutes Diskussionspotenzial haben. Neue Folgen, neues Glück. Ich selber werde mir die Staffel auch anschauen, nachdem S3 für mich ein Griff ins Klo war. Zu gerne würde ich wissen, was Hasbro mit Princess Twilight vorhat, denn ich habe mich noch nie über diese große Wende gefreut.
Aber irgendwann kommt wieder dieser Tiefpunkt, wo dumme Ideen aufkommen, die diskutiert werden. Ich weiß nicht ob es Langeweile oder Einfallslosigkeit ist, aber kurz vor Anfang einer neuen Season war die Community für mich persönlich am Tiefpunkt.
Draven (by Lady Belva)
Wahrscheinlich sind auch viele andere neugierig, was aus MLP wird und es wird immer das selbe Ergebnis kommen: die einen sagen, dass es kacke wird/ist und MLP sich zu stark verändert hat, die anderen halten diese Veränderungen für gut und super. Sowas liest man dann halt in den zukünftigen Threads und vielleicht gehen sich ja wieder welche an die Gurgel. Da halte ich mich aber meistens raus, weil es unsinnig ist, sich da hineinzusteigern – keine Meinung davon ist die richtige, außerdem ist on-topic schon lange nicht mehr mein Revier gewesen. Ab und zu Bewertungen zu den einzelnen Folgen raushauen reicht mir, ich steig da nicht noch tiefer in die Materie ein. Viele Threads werden irgendwann sowieso unnötig große Überinterpretationen.
Mein Eindruck wird sich erst zeigen, wenn ich die komplette Staffel durchgeguckt hab. Entweder die Staffel ist für mich ein voller Erfolg und ich freu mich, oder halt nicht. Selbst wenn ich sie noch schlechter als S3 empfinde, so werde ich trotzdem nicht auf unsinnige Ideen kommen oder „das Fandom verlassen“. Da können auch die nächsten 3-4 Staffeln noch so schlecht sein; die Serie an sich werde ich trotzdem mögen. Ich werde gespannt warten, wie S4 ankommt.
Nex Displosio
Mal abgesehen vom Forum, womit beschäftigst du dich noch im Fandom?
Draven
Früher hab ich auf YT oft nach Videos gesucht, auf DA nach Bildern und in LoL oder Steam Mitspieler gesucht. Heute beschränkt sich meine Aktivität im Fandom nur auf letzteres. Bis heute spiele ich sehr oft mit anderen aus dem Forum oder der Community.
Selten sehe ich noch gute Videos oder tolle Bilder (zumal artworks mich nur sehr wenig interessieren und Fanfics/Merchandise gar nicht). Ab und zu arbeite ich selber an Vektoren weiter, die ich aber meist nicht zu Ende bringe, weil mir die Motivation dafür fehlt.
Nex Displosio
Hast du Merchandise von MLP:FIM?
Draven
Was ich momentan besitze, sind 3 Figuren, die es bei Burger King mal gab. Die stehen immer auf meinem Nachttisch. Momentan ist mein Interesse an Merchandise gering, aber ich schließe nicht aus, dass ich mir irgendwann evtl. was zulegen werde … ein Plushie wird es aber auf jeden Fall nicht sein, obwohl ich manche schon für ziemlich gut halte. Was soll ich in meinem Alter denn mit so einem Ding? Meine Freude zur Serie kann ich auch wesentlich „geistig gesünder“ ausleben. Ich warte mal ein paar Monate ab, vielleicht bin ich dann motivierter, mir etwas MLP-relevantes zuzulegen.
Nex Displosio
Mal völlig vom Fandom weg: In deinem Profil ist vermerkt das du mal Agility betrieben hast. Worum handelt es sich dabei denn?
Draven
„Agility“ ist ein Hundesport, der vor allem für die Erziehung, aber auch für Auslastung und Leistungssport für Hunde gedacht ist. Von einfachen Übungen wie Hindernisläufe mit Hürden, Tunneln oder Wippen gibt es auch speziellere Geräte wie z.B. der Tisch (der Hund muss selbstständig dahinlaufen, eine kurze Zeit sitzen bleiben und auf Kommando wieder zurücklaufen). Es gibt Turniere, wo man auf Zeit solche Parkoure mit seinem Hund bewältigen kann und halt irgendwelche Preise verdient. Zwar keine weltbewegende, aber trotzdem ist es tatsächlich ein internationaler Sport (natürlich für draußen).
Primär dient dieser Sport, das Zusammenspiel von Hund und Besitzer zu stärken, sodass beide Parteien miteinander erfolgreich kommunizieren und auch gut miteinander klarkommen, weswegen man diesen Sport halt wirklich auch nur zur reinen Erziehung nutzen kann. Dafür gibt es auch Gruppenübungen, wo das miteinandersein von anderen Hunden geübt wird, damit dein Fellknäuel nicht alles und jeden anspringt und anbellt, oder auch Stadtführungen, wo die Tiere sich an den Stadtverkehr gewöhnen können. Gibt genug Hunde, die sich in einer Stadt wegen den ganzen Lärm und Gerüchen schwer wohl fühlen.
Meine Mutter hat zuerst mit unserem ersten Hund angefangen, weil dieser einfach den Auslauf brauchte. Ein Jack-Russel Terrier Mischling ist halt immer noch ein aktiver Hund und es wäre unverantwortlich, seinen Hund nur im Haus zu lassen und nur zum Spazieren gehen einmal rauszuschicken. Unser Hund hatte zwar keine große Erziehung nötig, da wir diesen schon als Welpen zu uns nach Hause geholt haben und er sich dementsprechend schnell an uns gewöhnt hat, weswegen wir bis heute mit ihm eher auf Leistungssport fixiert sind. In seiner Größenklasse ist er sehr erfolgreich, beinahe jedes Mal ist er auf den ersten 3 Plätzen bei der Preisverleihung.
Vor 3 Jahren haben wir uns entschlossen, einen weiteren Hund zuzulegen. Dieses Mal kommt der Hund (eine sie) aus einem problematerischen Haushalt. Die Besitzerin konnte sich kaum um 6 Hunde und mehrere Katzen kümmern. Angeblich haben sie sich untereinander ständig gebissen, ums Essen gestritten und nur Krach gemacht.
Als wir sie abgeholt hatten, war der Hund fast wie traumatisiert – konnte die Pfoten nie still halten, ist extrem aggressiv zu anderen Hunden (wir brauchten mehrere Wochen, bis sie sich an unseren gewöhnt hatte) und hat nicht mehr alle Latten am Zaun. Die Besitzerin wollte sie schon einschläfern lassen, weil sie auch mehrmals zurückgegeben wurde.
Wir brauchten nicht lange um zu erkennen, dass Agility mal eine gute Chance war um herauszufinden, wie sehr man solch einen Hund doch noch geradebiegen kann. Sie brauchte erstmal viel Auslastung und musste sich an die Gesellschaft anderer Menschen und Hunde gewöhnen. Die ersten 1 1/2 Jahre durfte sie noch keine Gruppenübungen mitmachen, sie würde sonst jeden Hund auf dem Platz nur anfallen wollen.
Auf Turnieren haben wir sie Abends, wenn alle schon weg waren, auf den Platz gelassen und geguckt, wie sie sich schlägt: sie ist schon weltklasse. Selten hat man einen Hund so motiviert und agil gesehen, der durch den Parkour mit Leichtigkeit läuft. 2 Jahre hat es gebraucht, bis sie sich auch an die anderen Hunde gewöhnt hat. Man durfte keine fremden an sie ranlassen, dann ist sie wieder giftig. Bei ihr ist das alles mittlerweile nur Gewöhnungsache. Sie muss die Hunde nur kennen und dann ist sie ganz ruhig und konzentriert.
Es ist ihr Trauma, was sie so aggressiv gegenüber anderen Hunden macht, sie hat nur Angst. Das ist auch der Grund, warum sie niemals auf einem Turnier laufen kann. Die ganzen anderen, die sie noch nie gesehen hat, wird sie völlig aus der Bahn werfen.
Heute haben wir aber die Ergebnisse 3 Jahre langen Trainings: sie kann sich völlig ruhig im Haus aufhalten, sie kann alleine gelassen werden, sie ist sehr lieb zu anderen Menschen und auch sogar zu Kindern und Babys. Meine ältere Cousine hat ein 5 Jahre altes Kind und immer, wenn unser Hund bei ihr ist, hütet sie das Kind wir ihr eigenes. Sie wird nie laut, macht keine hektischen Bewegungen und weicht nicht von der Seite. Vor einigen Jahren war das für uns unvorstellbar, da sprang sie jede Sekunde gegen die Decke vor Lauter Hektik.
Mittlerweile bringen wir ihr bei, Sachen wie z.B. Zeitung oder einzelne Leergutflaschen zu bringen oder gar Personen im Wald aufzuspüren. Beides kann sie bereits ausgezeichnet.
Nex Displosio
Ok. Dann kommen wir zum Schluss. Willst du den Blog-Lesern noch etwas sagen?
Draven
Draven is love, Draven is live.